Beller Kirche - Mysterium am Wegesrand

Vorwort

Ruine Beller Kirche: sagenhaft – rätselhaft – faszinierend!

Wandert man in Eckelsheim die Bellerkirchstrasse entlang und weiter auf der ehemaligen „Wendelsheimer Chaussee“ in Richtung Süden, so verlocken die unvermutet aufragenden Mauern der idyllisch gelegenen Kirchenruine, eine Rast einzulegen.

Einsam steht sie seit fast 500 Jahren am Wegesrand, nach heutigem Empfinden erstaunlich nahe am Rand der Kreisstraße. Wer sie entdeckt, den lässt sie nicht mehr los!

Ihre exponierte Lage außerhalb des kleinen Dorfes Eckelsheim fällt zuerst auf. Am Fuße eines sanft ansteigenden Hügels liegt sie, ehemals umgeben von zahlreichen mächtigen Pappelbäumen („Bellen“) entlang des „Bellerfloß“ und um den „Bellerbrunnen“. Ihre stolz aufragenden Mauern als Zeugnis eines Kirchenbaues des späten Mittelalters fesseln den Blick des Betrachters und ziehen ihn förmlich in das Gebäude hinein.

Im Innenraum der Kirchenruine suchen die Blicke des Wanderers nach Details, um sich ein Bild von der spätgotischen Kirche zu früheren Zeiten machen zu können. „Was weiß man von ihrer Geschichte?“. Die in den 1970er Jahren angebrachte Bronzetafel beantwortet nach heutigen Erkenntnissen diese Frage nur unbefriedigend.

Auf der Suche nach Informationen erlebten Wissensdurstige bislang eine wahre „Odyssee“ und wurden mit einigen verstreuten Informationen und vielen Rätseln konfrontiert. Bereits bei der Arbeit an der Chronik „Eckelsheim und seine Geschichte – 1293-1993“ tauchten sehr interessante Quellen zur Beller Kirche und zum berühmten Beller Markt auf, und wir vom Autorenteam wurden regelrecht infiziert von dem Wunsch, ein möglichst umfassendes Bild von der Beller Kirche an einer Stelle zusammenzutragen. Daher haben wir die bereits bekannten Arbeiten zur Geschichte der Beller Kirche weitmöglichst in diesen Band übernommen, aber auch intensiv nach neuen Quellen und Hintergrundinformationen gesucht.

Zahlreiche Spuren wurden verfolgt – mit teilweise unerwarteten Ergebnissen. Einem Hinweis von Julius Reiseck, Leiter der Heimatwissenschaftlichen Bibliothek in Bad Kreuznach, verdanken wir das Wieder-Auffinden der Urkunde von 1490 im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, durch die endlich das Patrozinium der Beller Kirche bestätigt werden konnte.

Besonders dankbar sind wir für die Erlaubnis von Dr. Kai Kappel und Lorenz Frank, ihr baugeschichtliches Gutachten mit dem neuesten Forschungsstand zur Beller Kirche abdrucken zu dürfen. Ihre Studie stellt die bislang umfassendste Arbeit zur Baugeschichte der Beller Kirche dar. Diese Ergebnisse sind umso wichtiger, da einige der Befunde nach den zwischenzeitlich erfolgten Sanierungsmaßnahmen nicht mehr nachvollziehbar sind.

Zahlreiche Autoren haben eigens für dieses Buch einen Beitrag geschrieben und freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Ihnen gilt ebenfalls unser ausdrücklicher Dank. Ebenso danken wir dem Förderverein Kulturdenkmal Beller Kirche e. V., der als Herausgeber zusammen mit zahlreichen weiteren Förderern zur Finanzierung der Drucklegung beigetragen hat. Alle Autoren haben unentgeltlich gearbeitet, so dass der Erlös aus dem Verkauf des Buches vollständig dem Förderverein und damit der Beller Kirche zugute kommt.

Das Niederschreiben der jüngeren Vergangenheit und die Abbildung vieler „unwiederbringlicher“ Fotografien lag uns ebenso am Herzen wie das Forschen in alten Zeugnissen. Natürlich wird die jüngere Geschichte erst in ungefähr 30 bis 50 Jahren wirklich wertvoll sein, wenn nachfolgende Generationen sich fragen: „Wann, warum und von wem wurde dieses und jenes gemacht?“. Gerade die jüngere Vergangenheit gerät schnell in Vergessenheit oder es entstehen Legenden und Halbwahrheiten, die sich bekanntermaßen sehr lange im allgemeinen Bewusstsein erhalten. Dies mussten wir beim Recherchieren in den Archiven öfters sehr schmerzhaft erfahren. Wie dankbar wären wir gewesen, wenn das eine oder andere Detail ausführlicher beschrieben oder überhaupt festgehalten worden wäre. Und ist es nicht spannend zu sehen, wie sich die Ruine der Beller Kirche seit den 1980er Jahren zu einer wieder lebendigen Begegnungsstätte entwickelt hat und sich zunehmender Beliebtheit erfreut, auch über die Grenzen Rheinhessens hinaus?

Wir wünschen allen Lesern spannende und unterhaltsame Stunden beim Entdecken der Geschichte der Beller Kirche.

Beate Wridt im Namen des Autorenteams
Eckelsheim, August 2007