Mein Vater erzählte mir im Jahr 2002, dass er vor ungefähr 40 Jahren in Alzey bei seinen Geschäften mit einem damals schon alten Fraasche (Frauchen) so ins Gespräch gekommen sei. Sie sprachen davon, wo sie denn her sei und wo er denn her sei und so weiter und so fort. Als mein Vater erzählte, dass er von Eckelsheim ist, erwiderte die Frau, dass sie Eckelsheim und die Beller Kirche sehr wohl kenne. Ihre Mutter hätte ihr als Kind immer erzählt, dass deren Mutter jedes Jahr an die Beller Kirche „wallfahrten“ gegangen sei. „Ei, sie ist immer direkt von Rockenhausen an die Beller Kirche gelaufen.“ Mein Vater meinte, dass dies doch sehr weit sei (ca. 30 km). Aber die Frau entgegnete, dass früher die Wege ja immer geradeaus gegangen seien und deshalb der Weg ja nicht so weit wie heute gewesen wäre.
Rechnen wir 40 Jahre zurück, dann sind wir bei 1962. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass das alte „Fraasche“ damals so um die 70 Jahre alt war und als Kind so mit 10 Jahren vom Wallfahren an die Beller Kirche erzählt bekommen hat, so sind wir ungefähr im Jahre 1902. Jetzt müssen wir 10 Jahre zurück rechnen und noch mal etwa 30 Jahre für die Generation abziehen, dann sind wir so ungefähr im Jahre 1860 als Geburtsjahr der Mutter. Nach dieser Berechnung scheint es realistisch zu sein, dass so um 1850 bis 1860/1870 Menschen von Rockenhausen zum Wallfahren an Mariä Geburt an die Beller Kirche gekommen sind, um zu beten, und vermutlich auch, um den Beller Markt zu erleben.
An dieser Erzählung ist zu erkennen, welche Bedeutung die Beller Kirche zur damaligen Zeit für die Menschen gehabt haben muss. Sie waren bereit, große Strapazen auf sich zu nehmen, um an diesen Ort zu kommen. Warum sind die Menschen gerade vom Donnersberg zur Beller Kirche gekommen? Welche Bindungen und Beziehungen bestanden zur damaligen Zeit?
Wilfried Jung